Schlosspark - Infotafelweg

Seit Anfang Juli 2021 gibt es im Schlosspark Pottendorf einen 12 Stationen umfassenden Infotafelweg. Auf diesen 12 Infotafeln wird die Geschichte des Schlosspark Pottendorf kurz zusammengefasst beschrieben. Wer weiterführende Informationen möchte, braucht nur den QR-Code der betreffenden Infotafel mit seinem Smartphone scannen und wird auf die Homepage der Marktgemeinde Pottendorf weitergeleitet.

Infotafel Nr.1 – Schloss(ruine)

Infotafel 1

Schlossgeschichte (Unter anderem Auszüge aus der Chronik der Marktgemeinde Pottendorf von Dr. Rudolf Hertzka):

Der Erbauung der Wasserburg Pottendorf ist etwa am Beginn des 11. Jahrhunderts anzunehmen. Die ursprüngliche Schlossanlage bestand aus drei mächtigen Buckelquadertürmen von bis zu drei Meter dicken Sandsteinquadern. Die Türme waren damals niedriger als heute und dürften wahrscheinlich durch gedeckte Laufgänge untereinander verbunden gewesen sein. Die Steinmetzzeichen an diesen Quadern entstammen der romanischen Zeitperiode (Mitteilungen der k. k. Zentralkommission, VII. Jahrgang; 1881, Seite 116, von Franz Rziha). Die Türme der Burg zeigen große Ähnlichkeit mit vielen Türmen der Umgebung, wie in Wiener Neustadt, Bruck an der Leitha, Hainburg und Trautmannsdorf, die alle um die gleiche Zeit oder etwas später entstanden sein dürften. Das Schloss selbst, das sich in diese Türme im Quadrat einfügt, repräsentiert als seine Entstehungszeit das 18. Jahrhundert, als Herrschaft und Schloss im Besitze der Grafen von Starhemberg standen (Alfred Sitte „Aus den Inventarien des Schlosses Pottendorf“, Seite 50). Die Buckelquadertürme wurden im 14. Jahrhundert erhöht, bekamen Flachbogenfenster, ebenso sind Ecktürmchen an den Türmen angebracht worden (Wegweiser Sacken I.). Zwei der Türme sind größer und breiter als der dritte. Der sogenannte „Uhrturm“ im Südosten des Schlosses hatte ein großes Zifferblatt und ein sehr altes Uhrwerk mit Steingewichten. 

In die Turmuhrstube gelangte man über eine alte Steinstiege (romanisch) und sehr steilen Leitern im Inneren des Turmes. Der zweite Turm im Nordosten, er diente angeblich als Gefängnis, heißt im Volksmund der „Hungerturm“. Im Westen der Burg steht der etwas niedrigere dritte Turm, in dem sich angeblich Graf Franz von Nadasdy vergeblich von seiner Gefangennahme 1671 versteckte. An der Hinterfront dieses Turmes soll sich ein unterirdischer Fluchtweg aus der Burg ins Freie, in nordwestlicher Richtung, befunden haben (nach Erzählung von älteren Ortsbewohnern). 

Auf dem bekannten Kupferstich von Mathäus Vischer aus dem Jahre 1972 sieht man noch deutlich den befestigten Charakter der Burg, doch ist das ganze Schloss nicht mehr von den Türmen flankiert. Das Herrenhaus, das erst in der Renaissance erbaut wurde, steht schon frei da. Man sieht den Wassergraben und die Schlossbrücke. Da das Schloss Pottendorf eine Burg der Ebene ist, waren ja vorerst Sumpf und Wasser ihr Schutz, später machte sie ein breiter und tiefer Graben voll fließendem Wasser mit mächtiger Zugbrücke zur richtigen Wasserburg. Im Juni 1246 zog Friedrich der Streitbare (der letzte Babenberger) von der Burg Pottendorf aus gegen Bela von Ungarn. Er fiel schon am Beginn der Kampfhandlung am 15. Juni 1246, seine Leiche wurde nach Wiener Neustadt gebracht und später imi Stift Heiligenkreuz beigesetzt.

1738 wurde das Schlossgebäude wesentlich umgebaut. Aus den früheren drei Stockwerken (Nadasdy-Zeit) sind durch diesen Umbau zwei Stockwerke geworden. Bei dieser Umgestaltung wirkte der niederösterreichische Landschaftsbaumeister Franz Anton Pilgram mit. Der Schlosspark wurde vergrößert. Die damals in der Badener Straße schlossseitig stehenden Bauernhäuser ließ Graf Strahemberg schleifen und baute für deren Bewohner im sogenannten „Neustift“ neue Häuser. In der Badener Straße bekam der Schlosspark eine neue Mauer.

Ab 1802 waren Schloss und Herrschaft im Besitze der Fürsten Esterhazy. Der früher barocke Schlosspark wurde in einen englischen Landschaftsgarten umgestaltet. Aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in der Zeit von Fürst Nikolaus Anton Esterhazy stammte ein Zubau zum Schloss. Es war ein schräger, dachloser Flügels des Schlosses, der den barocken teil des Schlosses mit der romanisch-gotischen Schlosskapelle verband. Dieser Zubau wurde beim Bombenangriff am 30. Mai 1944 von einer Bombe getroffen und wurde danach abgerissen. Er diente ausschließlich Wohnzwecken. Zu bemerken wäre noch, dass dieser stillose Zubau überhaupt nicht in das Schloss- und Schlosskapellenensemble gepasst hat.

Pottendorf SchlossSchloss Pottendorf im Jahr 1930 mit früherem dachlosen Anbau (dieser wurde beim Bombenangriff auf Pottendorf am 30. Mai 1944 vollständig zerstört) und Schlosskapelle. (Repro Ansichtskarte)

Das Innere des Schlosses durchziehen schmale hohe Gänge. Die weitläufigen Gemächer enthielten zahlreiche Bildersammlungen und eine große Bibliothek. Im Parterre befand sich die große Einfahrt (gewölbt), eine große Küche mit zahlreichen Vorratskammern und Speisezimmer etc

Schloss Pottendorf Erdgeschoss

Im 1. Stock waren Speisezimmer, ein großer Salon, ein Lesezimmer, Schreibzimmer, Schlafzimmer, Badezimmer, der Rittersaal, zahlreiche Garderoben und Wohnräume der Angestellten.

Schloss Pottendorf 1. OG

Im zweiten Stock waren wieder zahlreiche Garderoben, dort war auch der große Saal, ein Christbaumzimmer, Billardzimmer, ein Turmzimmer und die Bibliothek. In diesem Stockwerk befanden sich auch die Fremdenzimmer. Im 4. Stock war das Archiv untergebracht sowie Garderobenzimmer und ein Turmzimmer.

Schloss Pottendorf 2. OG

Den großen Saal, ober der Toreinfahrt, bezeichnete man fälschlich als „Verschwörungszimmer“ unter Graf Franz von Nadasdy. Da aber jener Teil des Schlosses in der Zeit des starhembergischen Besitzes (von 1700-1800) umgebaut wurde, kann der große Saal nicht der Zusammenkunft der Verschwörer gedient haben.

Schloss Pottendorf Westseite

Schloss Pottendorf 1940 (Repro Ansichtskarte Ledermann), mit dem dritten Turm an der Westseite.

Am 30. Mai 1944 war der schwere Bombenangriff auf Pottendorf. Das Schloss erhielt drei schwere Bombentreffer. Besonders der Osttrakt erlitt starke Schäden im 2., 3. und 4. Geschoß. Die Krankenzimmer des damals im Schloss untergebrachten Luftwaffenlazarettes der deutschen Wehrmacht jedoch blieben intakt. Die Wohnung der seinerzeit im Schloss wohnenden Frau Kriegl wurde stark beschädigt. Die Schäden wurden bald behoben. Im Schloss-park zählte man 28 Bombentrichter, die sich fast alle bald nach dem Angriff mit Wasser füllten. Die großen, fast 300 Jahre alten Platanen blieben unversehrt. Doch der   wunderschöne Schlosspark hat sich ganz verändert, es waren dort zahlreise neue Teiche (die mit Wasser gefüllten Bombentrichter) entstanden. Natürlich waren auch die Wege und andere Anlagen stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Schlosskapelle wurde schwerst beschädigt.  Der alte romanische Turm der Kapelle war bis zur Hälfte eingestürzt, ebenso das Dach fast gänzlich zerstört.

Als 1945 nach Abzug der deutschen Truppen das Luftwaffenlazarett aufgelassen wurde, besetzten die die russischen Soldaten das Schloss und richteten hier ihr eigenes Lazarett sein. 1955 räumten die Russen das Schloss, das Lazarett wurde abgebrochen.

Damals war das Schloss noch in einem verhältnismäßig guten Zustand, der noch etwa zwei Jahre anhielt. 1957 jedoch begann der Verfall. Der Schlosspark verwilderte zusehends, Gesträuch wucherte im und um das Schlossgebäude und verdeckte so den wirklichen Zustand des Schlosses. Da das Dach des Schlosses sehr schadhaft war hatten das Regenwasser und der Schnee im Winter mit der Zerstörung begonnen.

Schloss Pottendorf Türme

Schloss Pottendorf mit Uhrturm und Hungerturm, war  bereits 1960 verwuchert. (Repro Ansichtskarte)

1966 legte man durch Rodung des Gestrüppes die Schlosskapelle frei. 1967 erfolgte eine teilweise Renovierung der Kapelle, der romanische Turm wurde mit einer Ziegelmauer ergänzt und abgesichert. Ebenso wurde im Inneren der Kapelle das gotische Kreuzgewölbe teil- weise wieder hergestellt. Nach Eindeckung des Daches schritt man zur Renovierung einiger Grabdenkmäler. Auch wurden an den beiden großen Türmen, besonders am Uhrturm, Dachreparaturen durchgeführt. Bald war der Uhrturm wieder eingedeckt und man hatte Hoffnung, dass Schloss und Schlosskapelle noch gerettet werden konnten. Diese Arbeiten wurden im Jahre 1967 unter Aufsicht des Grafen Manfred Schönborn, eines Schwiegersohnes von Prinz Dr. Ladislaus Esterhazy durchgeführt. Leider wurden diese Renovierungsarbeiten später wieder eingestellt.

Erwähnenswert wäre noch, dass im letzten Stockwerk des „Uhrturmes“ von einem Gefangenen folgendes im Stein eingeritzt ist: „Hans Rust Pistoris ist den 25. Merz in 1608 Jahr in Brison kommen.“

Übrigens befinden sich noch mehrere, jedoch unleserliche Inschriften an anderen Stellen in die Steinwand geritzt. So zum Beispiel „Val. Hornung 1611“.

Nach dem einmaligen Versuch einer Rettung dieses alten Kulturgutes im Jahre 1967, kam leider der totale Verfall des Schlosses und der Kapelle. Bald waren alle Bemühungen, die man versuchte, um zu retten, was noch zu retten war, vergeblich. Durch Unverstand und leider auch aus Boshaftigkeit einzelner, gewissenloser Menschenkategorien, wurden Schloss und Kapelle zu Ruinen. Der Schlosspark wurde zu einem Urwald und die einst wunderbare Anlage unbegehbar.

In den Jahren 1989 bis 2004 gab es immer wieder Gespräche und Intentionen den Schlosspark für die Bevölkerung zugänglich zu machen. Es standen immer  wieder Umwidmungen und Verbauungen des Schlossparks im Raum. Alle diese Bemühungen waren jedoch nicht von Erfolg gekörnt womit der Verfall des gesamten Areal weiter voran schritt.

Als das Schlossparkareal am 4. September 2006 von der Marktgemeinde Pottendorf gekauft wurde, stand zuerst die Revitalisierung des Parkareals im Vordergrund. Das Schloss und die Schlosskapelle wurden von der umgebenden Bepflanzung befreit und wieder sichtbar gemacht.

Der Schlossgraben wurde ausgebaggert und wieder mit Wasser befüllt um ein unberechtigtes Betreten der Schlossinsel und somit weiteren Vandalismus den es seit vielen Jahrzehnten gab zu verhindern.

In den letzten Jahren wurde in der Schlossruine der Grünbewuchs entfernt sowie Schutt aus dem Gebäudeinneren entfernt.

überwucherter Schlosspark

Übernommen wurde 2006 (Bild vom Jänner 2007) ein völlig überwuchertes Schloss mit Schlosskapelle.

Schlosswiese

Im Frühjahr 2008 wurde die Festwiese neu angelegt, die Schlossinsel war noch immer sehr gut bewaldet.

Schlosswiese

Im Sommer 2008 wurde begonnen die Gebäude auf der Schlossinsel sichtbar zu machen

ein Baum in einem Waldein Baum in einem Wald

ein großes Backsteingebäude mit Gras und Bäumen

ein Baum in einem Wald

eine Gruppe palmen neben einem Baum

ein Haus mit Bäumen im HintergrundDer Schlossgraben führte praktisch kein Wasser mehr.

ein großes Backsteingebäude mit Gras vor einem Hauseine Steinburg mit Uhrturm vor einem Backsteingebäude

Die gesäuberte Schlossinsel mit ausgebaggertem Schlossgraben im November 2008.

eine große grüne Wiese vor einem HausAuf der Schlossinsel wurde im Frühjahr 2009 bereits eine neue Wiese angelegt.

Nach des erfolgreichen Schlosskapellensanierung (2016-2018) wurden Pläne entworfen, die beiden Schlosstürme, die Ovalhalle (Eingangshalle) des Schlosses, den darüber liegenden ehem. Festsaal sowie den Stiegenaufgang zu den beiden Türmen und eine Verbindungsbrücke zwischen den beiden Türmen zu sanieren. Die Pläne dazu wurden im Herbst 2019 bei den zuständigen Förderstellen eingereicht und eine grundsätzliche Finanzierungsunterstützung zugesagt. Die Sanierung sollte im Jahr 2020 beginnen. Aufgrund der COVID-19-Pandemie waren sowohl die Gemeinden als auch alle anderen öffentlichen Stellen angehalten keine neuen Projekte zu starten bevor Gewissheit herrscht, welche finanziellen Auswirkungen diese Pandemie mit sich bringt. Deshalb wurde dieses Projekt vorerst auf die Jahre 2023-2024 verschoben.

Schloss Beschreibung Abschnitte

Es soll die Ovalhalle (Eingangshalle) (orange), der danebenliegende Stiegenaufgang (gelb), der darüberliegende ehem. Festsaal (rot), die beiden Türme (blau) und (magenta) und der Verbindungsgang (grün) zwischen den  beiden Türmen sowie eine WC-Anlage im Stiegenaufgang errichtet werden. Die Schätzungen für diese Maßnahmen belaufen sich auf Euro 1,200.000,-.

ein großer Baum in einem Park

Ein Blick auf die Schlossinsel im Herbst 2021.

Infotafel Nr. 2 – Schlosskapelle

Infotafel 2 - SchlosskapelleSchlosskapellengeschichte (Unter anderem Auszüge aus der Chronik der Marktgemeinde Pottendorf von Dr. Rudolf Hertzka):

Die Zeit der Erbauung der Schlosskapelle ist wahrscheinlich mit der des Wasserschlosses Pottendorf gleichzu setzen, also etwa am Beginn des 11. Jahrhunderts. In der Pfarrchronik wurde schon 1215 ein Pfarrer namens Heinrich von Pottendorf genannt, also kann man annehmen, dass um diese Zeit bereits in einer Kirche (Schloss- oder Burgkapelle) Messen gelesen wurden. Sicher war die Schlosskapelle die erste Kirche in Pottendorf. Ihre ursprüngliche Form entstammte der frühromanischen Bauperiode, zumindest das romantische Mittelschiff, wie der während einer Restaurierung sichtbar gewordene Rundbogen (später gotisch erhöht) am Ende des Mittelschiffes beweist. Der sicher romanische Turm wurde auf dem frühromanischen Schiff aufgesetzt.

Die Beschreibung der Schlosskapelle sei dem 12. Jahrgang 1872 der Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereines, Seite 164 ff. entnommen: „Die Kapelle steht fast ganz frei zunächst des durch seine Buckelquadertürme berühmten Schlosses. Wie der Grundriss zeigt, besteht sie aus einem dreischiffigen Langhause, dem ein schmaler Raum noch vorgebaut ist, daher sich im Schiff zwei freistehende Pfeiler befinden; an das Mittelschiff das breitere Presbyterium,  bestehend aus dem aus fünf Seiten des Achteckes gebildeten Chorschlusses und einem Joche. Rechts und links des Turmquadrates befinden sich die Sakristei und die Paramentenkammer, sowie auch die Turmstiege.

Die Länge des ganzen Kirchleins beträgt 13 Klafter 4 Schuh, die Breite des Presbyteriums 3 Klafter 1 Schuh, die Turmhalle 2 Klafter, des Schiffes 7 Klafter 3 Schuh (1 Klafter = 1,7 bis 2,3 m, ein Schuh (Fuß) = 25 bis 34 cm). Das Mittelschiff ist 3 Klafter 3 Schuh hoch und so wie die linke Abseite mit einem zusammengesetzten Kreuzgewölbe überdeckt, über den rechten vorgebauten, schmalen Raum, der überdies noch durch eine Balkenlage unterteilt ist, überdeckt ein Tonnengewölbe. Die Turmhalle und der Chor haben eine Höhe von 5 Klafter 2 Schuh und sind mit Kreuzgewölben überdeckt, deren Rippen an den Wänden herabgehen, dort auf Halbsäulchen aufsitzen, die selbst wieder sich auf ein unter der Fensterhöhe herumziehendes Gesims stützen.

Plan SchlosskapelleHinsichtlich des Altares gehören das Presbyterium in das beginnende 15. Jahrhundert, um welche Zeit auch die Umgestaltung des Joches unter dem Turm vor sich gegangen sein mag, denn der niedrige Turm selbst ist noch ein Bau aus romanischer Zeit, wie dies charakteristische Doppelfenster (Rundbogenfenster) im Glockenhause hinlänglich dartun. Das Schiff stammt, wenigstens in seiner jetzigen Gestalt, wie eine dort angebrachte Jahreszahl angibt, aus 1474 und der schmale Vorbau ist weit jünger. In den beiden Abseiten befinden sich je zwei kleine Rundfenster, im Chorschlusse fünf zweitteilige Spitzbogenfenster mit Maßwerk und Resten von Glasmalerei. Hinter dem Hochaltar ist ein kleines, sehr zierliches Sanctuarium, von einem Engel getragen angebracht, der Tabernakel mit einem Gitter verschlossen und mit einem Wimperge darüber (Wimperg = gotisch Spitzgiebel). Das Sancturaium (Sakramenthäuschen) ruht auf einem Tragstein, dessen vordere Seite mit einem Engel geziert ist, der zwei Schilde mit Steinmetzzeichen hält, ist von geringer Dimension, unten viereckig, der Tabernakel von einem zierlichen Gitter geschlossen, der Aufbau darüber ebenfalls verjüngt, viereckig über Eck gestellt und schließt mit einer Platte ab, die ursprünglich ein Figürchen zu tragen hatte (später stand dort der „Schmerzensmann“). Zunächst dieses Abschlusses ein reich gewundenes Spruchband, darauf die Worte: Anno Millesimo CCCCLIII (1453).

Der Eingang der Kapelle ist entweder durch den Zubau des Schiffes oder vom Schlosse aus in den Zubau des Langhauses möglich. Langhaus wie Presbyterium sind mit einem hohen Dache überdeckt, das des letzteren deckt zum Teil die rückwärtigen Turmfenster. Nur in den Turmfenstern gegen vorne befinden sich die charakteristischen Fenstersäulchen. Außen ist das Kirchlein schmucklos, die am Presbyterium befindlichen Strebepfeiler sind einmal abgeschrägt, außerdem umzieht dasselbe ein einfacher Sockel und in der Höhe der Fenstersohlbank ein einfaches Gesimse.

Überraschend ist die namhafte Anzahl von Grabdenkmalen (es waren 19), die sich in der Kapelle befanden. Drei sind im Fußboden eingelassen, die übrigen sind an der Wand des rückwärtigen, gangartigen Zubaues sehr zweckmäßig aufgestellt. Leider hat dieser Gang keine Fenster, daher das Besehen der Monumente mit einiger Schwierigkeit verbunden ist. Die Monumente, durchgehende rote Marmorplatten, sind meistens nur mit Inschriften versehen und mit Reliefdarstellungen von großen Wappen geziert.“

Soweit ein Teil des Artikels aus den Berichten und Mitteilungen des Altertumsvereines zu Wien (1872). 

Wenn man die Jahreszahlen, die noch an den Innenwänden der Kapelle zu sehen sind, vergleicht, kann man folgende Umbauzeiten annehmen: Der große Umbau der ursprünglich romanischen Kapelle fand 1474 statt, das war noch unter Friedrich von Pottendorf, dem letzten der Herren von Pottendorf, der 1488 starb und dessen Grabdenkmal davon Kunde gibt. Die Jahreszahl 1474 befindet sich an der Decke des Presbyteriums und über dem Haupteingang der Kapelle.

Das Sakramenthäuschen trägt die Jahreszahl 1453 und stammt also noch aus der gotischen Bauperiode, es wurde später in das neue Presbyterium eingebaut. Zu den beiden Seiten des Sanctuariums befinden sich vier noch erhaltene Fresken mit Engeldarstellungen. Im linken (südlichen) Seitenschiff sieht man noch die Jahreszahl 1519, also ist dies wahrscheinlich die Bauzeit dieses Teiles der Kapelle.

An der Innenwand der Turmhalle befindet sich eine etwa 7 x 5 Meter große und etwa 2,50 Meter tiefe Gruft. Sie enthält, gleich einem unterirdischen Beinhause, die Gebeine zahlreicher Verstorbener. Die Knochen sind alle mit einer dünnen Schicht feinen Sandes bedeckt, woraus man schließen kann, dass sie aus einem aufgelassenen, früher um die Schlosskapelle befindlichen Friedhofe stammen. 

Einige Röhrenknochen, zum Beispiel Oberschenkelknochen, sind von Wurzeltrieben der Platanen, die neben der Schlosskapelle standen, der Länge nach durchwachsen. Särge sind in der Gruft keine vorhanden. Wie aus einem Protokoll der Schlosspfarre vom 7. November 1822 hervorgeht, waren die Grabsteine vor 1800 in der Gruft bzw. oberhalb derselben ausgestellt, sie wurden durch Fürst  Nikolaus V. Esterhazy von Galantha, der Schloss und Herrschaft Pottendorf 1802 von den Grafen Starhemberg gekauft hatte, an die Rückwand der Kapelle versetzt. Die Gruft, die keinen Zugang hatte, wurde an einer Ecke gewaltsam eröffnet (etwa 1960?). Seit damals klaffte ein Loch zu diesem unterirdischen Gebeinhaus und die Toten finden keine Ruhe, da Grabschänder und Schatzsucher nur Knochen und keine Schätze zu Tage fördern.

An der Außenseite der Kapelle, an der südlichen Außenwand, befinden sich mehrere Freskomalereien, die sich aus zwei Bildfeldern zusammensetzen. Das größere Bild ist eine Christophorusdarstellung etwa aus dem 15. Jahrhundert, die bereits mit Mörtel verdeckt war. Die Darstellung zeigt St. Christophorus, wie er unbedeckten Hauptes das segnende Christuskind trägt. Der Riese stützt sich auf einen entästeten Lorbeerbaum und durchschreitet hoch gestürzt das Wasser.

Rechts unten von dieser Darstellung kann man einen knieenden Ritter in Rüstung und daneben eine Frau in braunem Mantel wahrnehmen, alles auf blauem Hintergrund (nach Alfred Sitte vielleicht Georg oder Jörg von Pottendorf?).

Die andere Bildergruppe zeigt im obersten Bild Christus am Ölberg und die drei schlafenden Jünger, vor Christus einen knieenden Engel und den Kelch. Das Bild darunter stellt eine Pietà dar, ein weiteres lässt eine männliche Gestalt vermuten. (Die Schilderung der Fresken stammen aus der Maturaarbeit von Ing. Fritz Schäfer, Pottendorf 1926.)

FreskomalaereiFreskomalerei 2009 nach der Freilegung der Schlossruine.

An der Außenseite des Strebepfeilers, an dessen Innenseite das Sakramenthäuschen in der Kapelle eingebaut ist, befindet sich ein kleines quadratisches Freskobild, eine gotische Monstranz, die von zwei Engeln getragen wird, darstellend.

Fast an allen Freskomalereien sieht man deutliche Spuren eines unsachgemäßen Freilegungsversuches und natürlich auch mutwillige Beschädigungen.

Am südlichen Seitenschiff der Schlosskapelle wurde bei Restaurierungsarbeiten im Jahre 1969 ein gotisches Fenster freigelegt. Rechts von der Eingangstüre der Schlosskapelle, etwa in einem Meter über dem Fußboden befindet sich an der Außenmauer eine in den Stein gemeißelte, sehr schlecht lesbare Inschrift, die sich auf einen Albrecht von Pottendorf, der dort in der Kapelle begraben wurde, bezieht. Ebenfalls an der Außenseite der Kapelle ist eine ovale Gedenktafel eingelassen (76 x 56 cm groß) mit folgender Inschrift: „Der wohlgeborn Herr Herr Ott Herr v. Zinzendorf auff pottndorff Erb Jägermeister in österr. Fürst D. C. Erzt. Hertzog Ernst zu Oesterr. Obrister Stabelmeister und Drabantenhaubtmann, auch einer ersamen Landschaft in österr. Bestellter Haubtmann in dem Viertel untter Wiener Waltt x. hat Inn selber dises ORATORIUM aufrichten lassen seines alters 45 in dem 1592 Jarr und ist Hernach d. Rag . . . Anno . . . in rechtem Glauben der Apostolischen Augsburgerischen CONFESSION zu gethan in Gott selig Entschlaffen und uns allen ein Frohliche Auferstehung auch ewiges Leben Amen.“

Diese Gedenktafel an der Außenmauer der Schlosskapelle wurde kunstgerecht aus der Mauer gestemmt und gestohlen. Daraus ergibt sich, dass Otto IV. von Zinzendorf und Pottendorf, geboren am 29. Juni 1547, gestorben 1605, im Jahre 1592 ein Oratorium (wahrscheinlich über der Sakristei oder über der Paramentenkammer) errichten ließ. Die Tafel selbst wurde laut Protokoll der Schlosspfarre Pottendorf vom 27. November 1822 aus dem Inneren der Kapelle anlässlich einer Vergrößerung der Sakristei in die Außenwand der Kapelle eingemauert. Außerdem befinden sich dort noch zwei längliche Inschrifttafeln (122 x 44 cm), die übertüncht und deren Inschriften vollständig verwittert sind. Zu erwähnen wäre noch, dass seinerzeit (noch vor 1962) der Eingang in das südliche Seitenschiff durch eine mit Schmiedeeisen verzierte Türe verschlossen war. An der Sakristeitür, die aus starkem Holz gefertigt war, befand sich ein aus Schmiedeeisen verfertigter Lebensbaum. Beide Türen und auch das über der Eingangstür eingesetzte Gitter aus Schmiedeeisen, ein Flechtwerk aus schwarzen Pfeilen mit vergoldeten Spitzen wurden gestohlen. Später wurde auch die an der Außenwand der Kapelle befindliche Gedenktafel des Otto von Zinzendorf-Pottendorf mit der  vorhin geschilderten Inschrift entwendet.

Anno 1700 aus einem Bericht des damaligen Pfarrer Albert Wultecker, auch Waldecker (aus dem Diözesanarchiv in Wien) steht folgendes über die Schlosskapelle: „Erstlich ist die Schlosskapelle inwendig in den Ringmauern des Schlosses gelegen, diese consecriert, größer als die Pfarrkirchen, weit ansehnlicher und herrlicher gebaut, versehen mit einer Orgell und sauberen Cancell; verschiedene lutheriesche Familien liegen darinnen begraben als vorzeiten gewestete possesores Domini (Inhaber der Herrschaft); seither des oberösterreichischen Krigs und der reformation ist obbenannte Capell unter catholischer Schirmung gestanden, sowie die alten Aussagen, so wäre eine Brücke über den Wassergraben und ordenlicher Eingang zu dieser Kirchen vor Zeiten gewesen und alle pfarrlischen functiones darin verrichtet worden, diesen Eingang aber hatte Graf Nadasdy verbaut; sonsten seint auch darinnen drei Altär der Hochaltar B.V.N. assumptionis (Mariä Himmelfahrt), aus Evangelienseite St. Sebastiani und auf der linken (Eüistel) Seite St. Catharinae.“

Aus einem Visitationsbericht über das Dekanat an der Leitha von Vicedechant Josef Gumer vom Jahr 1710 (Unsere Heimat XX. und XXI., 1949 und 1950): „Außer den drei Altären sind eine Kanzel, eine Orgel, ein Sakramentenhäuschen (ein auf alte Manier in der Mauer zierlicher Tabernakel) und ein Holztabernakel auf dem Hochaltar vorhanden. Nur ein Baptisterium (Taufbecken) fehlt. In ihr (der Schlosskapelle) steht ein Glockturm, auch hats eine Glocke darinnen, mit welcher der herrschaftliche Verwalter an Sonn- und Feiertagen Messe läutet.“

Aus dem Protokoll der Schlosspfarre geschichtlichen Inhalts vom 27. November 1822 ist noch folgendes zu entnehmen: „In den Jahren, als die Starhemberg’sche Familie zu Pottendorf die Herrschaft innehatte, war die Schlosskapelle als ganz verödet zur Aufbewahrung verschiedener alter Gerätschaften gebraucht oder besser missbraucht worden. Im Jahre 1802, wie schon früher erwähnt, hatte Fürst Nikolaus Esterhazy Schloss und Herrschaft vom Grafen Starhemberg gekauft. Da die Herrschaft wegen ihrer Nähre zur Residenzstadt Wien so sehr zum Sommeraufenthalt geeignet ist, wurde zu diesem Endzweck das Altertümliche des Schlosses bald zu einer gefälligeren Form umgestaltet. Die Schlosskapelle wurde am 13. Juni 1819 durch Erzbischof Siegmund Anton aus Wien eingeweiht. Eine eigene Pottendorfer Schlosspfarre gab es von 1821-1836.

Schloss 1930Schloss mit Anbau und Schlosskapelle 1930. (Repro Ansichtskarte)

In der Schlosskapelle befanden sich 19 Grabdenkmäler aus rotem Marmor, 16 hievon waren im rückwärtigen, gangartigen Zubau wandgleich eingemauert. Sie waren mit einer Ausnahme von einer durchschnittlichen Höhe von 2 m und einer Breite von 1 m. 

Der prachtvolle Grabstein des Friedrich von Pottendorf, dem letzten aus dem Geschlechte der Herren von Pottendorf, wurde am 4. Juni 1986 mit Bewilligung des Eigentümers Prinz Dr. Ladislaus Esterhazy, als Leihgabe gegen jederzeitigen Widerruf, von der Gemeinde Kirchschlag aus der Schlosskapelle entfernt und nach Restaurierung im Heimatmuseum Kirchschlag aufgestellt. Der Verlust dieses Grabsteines ist besonders schmerzlich, da er der älteste und sicher der schönste Grabstein, mit einer vollkommenen Darstellung des Wappens der Herren von Pottendorf, war. Mit Zustimmung des Besitzers der Schlosskapelle vom 17. Juni 1986 wurden im Februar 1988 die Reste der zertrümmerten Grabsteine geborgen. Vier Steine sind noch ganz erhalten geblieben, wenn auch teilweise beschädigt. Alle anderen sind nur in Bruchstücken vorhanden. Gestohlen wurden Grabstein 1 (vom Töchterlein des Friedrich V von Zinzendorf, seit 1945 nicht mehr vorhanden); Grabstein 6, der Eleonore von Königsberg; Grabstein 8 der Elisabeth von Stubenberg und die an der Außenseite der Kapelle angebrachte ovale Gedenktafel für Otto IV. von Zinzendorf und Pottendorf, der das Oratorium 1592 errichten ließ.

Die Grabsteine wurde Anfang der 1990er-Jahre durch das Bundesdenkmalamt restauriert und im Heimatmuseum „Rother Hof“ aufgestellt. Vor der Eröffnung der sanierten Schlosskapelle am 1. September 2018 wurden die Grabsteine vom „Rothen Hof“ wieder zurück in die Schlosskapelle gebracht und sind nun dort ausgestellt.

Nachdem der Schlosspark Pottendorf im Jahr 2014 unter Denkmalschutz gestellt wurde, gab das Bundesdenkmalamt eine Untersuchung in Auftrag um zu eruieren in welchem Zustand sich die Schlosskapelle befindet und welche Sicherungs- bzw. Sanierungsmaßnahmen möglich sind.

Die ursprünglichen Pläne – Teilsanierung und Sicherung des Turmes und des Altarraumes - wurden im Frühsommer 2015 präsentiert und ein Finanzierungskonzept erstellt.

Die Sicherungsarbeiten sollten die Neueindeckung der  Dächer (inkl. Dachstuhl- und Mauerbanksanierung), die  Sicherung der Gewölbe, die Neueinglasung der Fenster und der Verschluss der restlichen Tür- und Fensteröffnungen mittels Holzbauweise des Turmes und des Altarraumes umfassen.

Die geschätzten Sanierungskosten im Jahr 2015 betrugen inkl. Mehrwertsteuer Euro 414.110,40.

Die Finanzierung dieser Maßnahmen sollte sich wie folgt gliedern:


Förderung durch BDA                           Euro     100.000,00

Förderung durch Land NÖ                   Euro     100.000,00

Marktgemeinde Pottendorf                 Euro     150.000,00

Spenden (absetzbar), Schlossfest, 

Bausteinaktion usw.                              Euro     064.000,00

Gesamt                                                   Euro    414.000,00


Nachdem die Arbeiten ausgeschrieben wurden, wurde im Oktober 2016 mit der „Teilsanierung/Sicherung“ der Schlosskapelle begonnen. 

Nach der Einlangung der Angebote stellte sich rasch heraus, dass die geplanten Sicherungsarbeiten „günstiger“ waren (dies war vor allem den vielen Pauschalangeboten zu verdanken) bzw. die rund 25 % eingerechneten Reserven für Unvorhergesehenes nicht notwendig waren.

Nach Rücksprache mit dem Bundesdenkmalamt entstand deshalb die „Idee“ auch die Mauerbänke des Kirchenraumes zu sanieren und diesen mit einem Dach zu versehen. Durch diese Maßnahme würde ein weiteres Ein- dringen von Regen und Schnee in das Mauerwerk und den Kircheninnenraum verhindert. Die dazu notwendigen Angebote wurden eingeholt und wieder, aufgrund von Pauschalen und dem bereits vorhandenem Gerüst, konnte dieser zusätzliche Sanierungsteil um rund Euro 133.000,- inkl. MWSt. beauftragt werden.

Weitere Gespräche mit dem Bundesdenkmalamt und der zuständigen Abteilung des Landes Niederösterreich wurden geführt. Ziel dieser Gespräche war es, auszuloten ob es weitere Förderungen gibt, wenn die Marktgemeinde Pottendorf – nachdem die Sanierungsarbeiten ja bereits voll im Gange waren – auch die Innen- und  Außenober-flächen der restlichen Schlosskapellenteile saniert/sichert, den Boden erneuert, die zum Betrieb und weiteren Erhaltung notwendigen Elektroinstallationen herstellt und die Grabplatten aus dem Heimatmuseum Rother Hof wieder an den Ursprungsort in der Schlosskapelle zurückbringt.

Da es allen beteiligten Stellen – Bundesdenkmalamt, Land Niederösterreich und Marktgemeinde Pottendorf – ein wirkliches Anliegen war, die Schlosskapelle bestmöglich  wieder instand zu setzen und diese für standesamtliche Trauungen und Veranstaltungen wieder nutzbar zu machen, wurde ein neuer Finanzierungsplan aufgesetzt und die Gesamtsanierung auf Schiene gebracht.

Die Finanzierung der Gesamtsicherung/-sanierung (über die Jahre 2016-2018 verteilt) sieht nun folgendermaßen aus und wurde auch eingehalten, es kam zu keinen Kostenüberschreitungen:


Förderung durch BDA                           Euro     190.000,00

Förderung durch Land NÖ                    Euro     190.000,00

Marktgemeinde Pottendorf                   Euro     435.000,00

Spenden (absetzbar), Schlossfest, 

Bausteinaktion usw.                              Euro     064.000,00


Gesamt                                               Euro    879.000,00


Die Gesamtsicherung/-sanierung der Schlosskapelle sowie die Neugestaltung der Außenanlagen der Schlossinsel und die Errichtung eines Schutzzaunes für die Schlossruine wurden in der letzten Augustwoche 2018 abgeschlossen.

Die Schlossinsel ist über eine neue Brücke beim Haupteingang vor dem Schloss bei Veranstaltungen und Führungen erreichbar. Um Vandalismus und „Erkundungen“ der Schlossruine (diese ist ja nach wie vor einsturzgefährdet) auf eigene Faust zu unterbinden, ist die neue Brücke mit einem Tor versperrt.  

Am Samstag, dem 1. September 2018 wurde die Schlosskapelle bei einem großen Festakt im Schlosspark mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Bürgermeister Ing. Thomas Sabbata-Valteiner sowie vielen Festgästen offiziell wieder eröffnet.

Seit diesem Zeitpunkt ist die Schlosskapelle für Veranstaltungen, Führungen und standesamtliche Trauungen geöffnet.

Schlosskapellensanierung 2016-2018 – Fotovergleiche, VOR und NACH der Sanierung:

Schlosskapelle vor SanierungSchlosskapelle nach Sanierungvor Sanierung 02nach Sanierung 02

vor Sanierung 03

nach Sanierung 03vor Sanierung 04

nach Sanierung 04

innen vor Sanierung

innen nach Sanierunginnen vor Sanierung - Gewölbe

innen nach Sanierung - Gewölbe

innen vor Sanierung

innen nach Sanierung

innen vor Sanierung 04

innen nach Sanierung

Infotafel Nr. 3 – Buchenviertelkreis

Infotafel 3 - BuchenviertelkreisWeiterführende Informationen:

Als die Familie Esterhazy das Pottendorfer Schlossparkareal erworben hat (1800) wurde der französische Landschaftsarchitekt Charles Moreau mit der Neugestaltung des Schlossparks Pottendorf beauftragt.

Der „Pottendorfer Garten Plan“ (ohne Zeitangabe und Verfasser) hat die natürlichen Gegebenheiten und Landschaftselemente -  Wiesen, Wälder, Gewässer -  weitgehend berücksichtigt und die Anlage eingebunden. Die durch den Park geleitete Neue Fischa wurde zur Wasserversorgung von Teichen und Bachläufen herangezogen, wobei die drei Teiche und die Bachläufe das ganze Areal strukturiert und den Eindruck einer Inselgesellschaft umso mehr erwecken, da die Wege immer wieder über Brücken Geleitet werden.  

Festgelegt sind im Plan 

·      Die Grenze der Gartenanlage

·      Verlauf, Ausmaß und Situierung der Gewässer

·      Das Wegesystem und der Brücken

·      Die Wiesenflächen mit Situierung der Solitärbäume

·      Die dichten und die aufgelockerten Waldpartien 

Zwischen den Flüssen Leitha und Fischa wurde in ehemals zum Teil sumpfigen Gebiet in der Landschaftspark Projekt, in dem Wasser, als Gestaltungselement, eine dominante Bedeutung zukommt. Diesbezüglich ist er vergleichbar mit dem Parkanlage von der Bruck an der Leitha und Teilen des Laxenburger Landschaftsparks, Die ebenfalls zu dieser Zeit entstanden und von der überreichen Erscheinung des Wassers geprägt sind. Der Park wurde projektiert zu einer Zeit, da Fürst Nikolaus Esterházy den Besitz in Pottendorf erworben hat (1802). Zu dieser Zeit entstand auch die Umgestaltung des Eisenstädters Barockgartens in landschaftlichen Stil durch Architekten Charles Moreau. 

Pottendorfer Gartenplan - Charles Moreau

„Pottendorfer Garten Plan“ um 1805.

Die Pläne der Parkanlagen von Eisenstadt und Pottendorf weisen viele Gemeinsamkeiten in der Gestaltung auf. Die Wegeführung, die Anordnung der Gehölze und die drei Teiche sowie die gleichen Zeichensprache und Kolorierung ergeben so viele Ähnlichkeiten, dass man mit ziemlich großer Sicherheit auf den gleichen Planer schließen kann. Als Verfasser des Planes für den Schlosspark Eisenstadt sind Charles Moreau und Jakob Rauschfels (1807-08) bekannt. In einer Beschreibung des Schlossparks Potten-dorf auch der berühmte Architekt Charles Morecau genannt. „Ch. Morecau hat nie einen seiner Pläne signiert…“ - dieser Hinweis von Franz Prost in seinem Artikel „Die Stellung und Bedeutung des Eisenstädter Landschaftsgartens in der Gartenkunstgeschichte“ unterstreicht auch die Urheberschaft Moreaus von „Pottendorfer Garten Plan“.

Die Wegkreuzung bei der Brücke existierte als eine Drehscheibe der Sternalleen bereits im Barockgarten. Dies kann auf Grund der auf dem „Grund Ris“ von J. L. Meyer fest-gehaltenen Anlage und des Katasterplanes angenommen werden, wonach die drei Wegekreuze exakt die gleiche Entfernung (170 m) von einander aufweisen. Zwei dieser Wegkreuze befinden sich auf der Großen Waldinsel jeweils vor den Brücken.

Diagramm

Der sog. Buchenviertelkreis (kann auch ein Halbkreis gewesen sein) wurde bei der Umgestaltung des Schlossparkareals in einen englischen Landschaftsgarten von 1801 bis 1809 angelegt. Diese Buchen standen hier als Solitärbäume. Erst als der Schlosspark von 2007 bis 2009 revitalisiert wurde, wurde dieser Buchenviertelkreis bzw. jene Bäume die noch standen wieder sichtbar. (Da am Ende des „Buchenviertelkreises“ in der gedachten Halbkreisverlängerung zwei weitere Buchen stehen, könnte es auch ein Buchenhalbkreis gewesen sein. Genaue Aufzeichnungen liegen dazu leider nicht vor.)

Buchenviertelkreis

Der Buchenviertelkreis im Herbst 2021.

Infotafel Nr. 4 – Ehem. Jägerhaus

Infotafel Nr.4 - ehem. Jägerhaus

Weiterführende Informationen:

Das sog. Jägerhaus an der Schlossmauer wurde wahrscheinlich mit der Umgestaltung des Schlossparks in einen englischen Landschaftsgarten in den Jahren 1805 bis 1819 errichtet.

Charles Moreau (ein französischer Architekt) hatte das Jägerhaus in seinem Gartenplan aus dem Jahr 1805 bereits projektiert. Im Katasterplan von 1819 ist es - etwas größer dimensioniert - bereits verzeichnet.

eine StoffoberflächeDiagramm, technische Zeichnung

Das Jägerhaus - ein ebenerdiges Haus mit schlechter Stromversorgung, ohne sanitäre Ausstattung und mit Plumpsklo am Ende des Hauses - diente bis 1945 verschiedenen Jägern und Bediensteten des Fürsten Esterhazy als Unterkunft.

Als Prinz Ladislaus Esterhazy mit seiner Gattin und seinen fünf Kindern 1946 nach Pottendorf zurückkehrte, fand er keine andere Bleibe als das Jägerhaus. Im Schloss waren die Russen als Besatzungsmacht eingezogen und übernahmen das darin befindliche Lazarett bis zum Abzug aus Österreich 1955.

Die Meldeadresse der Familie Esterhazy war bis 1952 Schlossgarten 2 bzw. Badener Straße 18, bevor sie in eine Wohnung im Rothen Hof übersiedelten.

Jägerhaus

Das ehem. Jägerhaus im Schlosspark Pottendorf ca. 1950. (Foto: Hans Koller)

Die wechselvolle Geschichte des Jägerhauses ist aber damit nicht zu Ende. Nach dem Abriss des Hauses Kirchenplatz 4 logierte von 1960 bis 1965 Frau Koller mit ihrem Sohn Hans im Jägerhaus, bevor beide in den esterhazyschen Meierhof in Landegg übersiedelten. 

Noch einmal wurde das Jägerhaus bewohnt, als 1968 Graf Manfred Schönborn, Gemahl der Ladislaus-Tochter Margit, das Gebäude renovierte und dort für einige Jahre einzog. 

Ab 1984 wurde das Haus nicht mehr bewohnt und damit dem Verfall preisgegeben. 

Jägerhaus 01

Bei der Übernahme des Schlosspark Pottendorf wurde eine Jägerhausruine übernommen.

Jägerhaus 01Aus Sicherheitsgründen wurde das ehem. Jägerhaus 2008 von der Marktgemeinde Pottendorf abgerissen.

Eine Sanierung des ehem. Jägerhauses sowie der angeschlossenen Schuppen und der WC-Anlage war unwirtschaftlich. Ein Abriss war unvermeidbar und erfolgte im Jahr 2008 mit dem Beginn der Schlossparkrevitalisierung, welche 2009 abgeschlossen wurde.

Infotafel Nr. 5 – „Kleiner“ Teich

Infotafel 5 - kleiner TeichWeiterführende Informationen:

Wasser ist ein prägendes Gestaltungselement im Pottendorfer Schlosspark. 

Bereits bei der Errichtung der ersten Burganlage um 1100 wurde die Fischa geteilt und ein Teil des Gewässers zum Schloss Pottendorf umgeleitet. Zum einen um frisches fließendes Wasser nutzen zu können und zum anderen um den damaligen Burggraben mit Wasser zu befüllen.

Als in der Zeit des Barock (1600-1720) ein „Schlossgarten“ angelegt wurde, war der Wasserlauf bereits zu einem bestimmenden Element dieser Gartengestaltung geworden.

Charles Moreau, auf den die Neugestaltung des Pottendorfer Schlossparks in einen englischen Landschaftsgarten zurückgeht, hat dem Element „Wasser“ noch eine größere Bedeutung eingeräumt. Im Gartenplan von 1809 wurden drei Teiche - der „große“ Teich ist zweigeteilt, weshalb von drei Teichen gesprochen wird - zu einem bestimmenden Stilelement im Schlosspark Pottendorf.

Der sog. „kleine“ Teich entstand nach dem Einlauf der Fischa in den Schlosspark auf der rechten Seite Richtung Badener Straße. Der kleine Teich speist rechts den Schlossgraben und links teilweise den großen Teich bzw. die Schlossmühle.

Bei einer Gesamtfläche des Schlossparks Pottendorf von rund 211.000 m² nehmen die Wasserflächen rund 35.000 m² Raum ein.

Da die Wasserläufe seit den 1980er-Jahren nicht mehr gewartet wurden verlandeten diese immer mehr. Das Wasser suchte sich seinen eigenen Weg und vor allem der „kleine“ Teich  wurde zu einer „Sumpflandschaft“ die ein eigenes kleines Paradies für viele Tierarten wurde.

Nachdem die Marktgemeinde Pottendorf den Schlosspark im Jahr 2006 angekauft hat, wurde 2007 – 2008 ein Revitalisierungskonzept verhandelt und erstellt. In diesem  Konzept wurde festgeschrieben, dass der „kleine“ Teich zum Naturteil gehört und deshalb nicht verändert wurde. Bis auf wenige Eingriffe wo Müll und einige Bäume entfernt wurden, welche den Wasserzu- und -ablauf beeinträchtigten wurde der „kleine“ Teich in jenem Zustand belassen zu dem er sich in den vergangenen Jahrzehnten entwickelte.

eine Nahaufnahme eines TeichesKleiner Teich Jänner 2007.

ein Baum neben einem GewässerKleiner Teich Mai 2021.

Infotafel Nr. 6 – Ehem. Wächterhaus

Infotafel 6 - WächterhausWeiterführende Informationen:

Das ehem. Wächterhaus am Ende des Schlossparks Richtung Weigelsdorf wurde 1812 errichtet. Es wurde wie der gesamte „englische Landschaftsgarten“ vom französischen Architekten Charles Moreau entworfen und diente dazu, den „Garten“ (gemeint ist das Schlossparkareal) zu bewachen bzw. zu bewirtschaften. Weil der Schlosspark „Bewacht“ wurde, wird dieses Haus Wachhaus / Wächterhaus genannt.

Aufgrund der geschätzten hohen Errichtungskosten für den ersten Planentwurf 1811 wurde das Gebäude dann verkleinert ausgeführt um Kosten zu sparen.

Diagramm, technische Zeichnung

Plan des nicht ausgeführten Entwurfes 1811.

Christine Harruck (geb. Schönstädt) wuchs gemeinsam mit ihren beiden Schwestern und ihren Eltern im ehem. Wächterhaus auf.

Im Jahr 1932 wurde vom damaligen Schlossherrn Nikolaus Esterhazy eine Stelle ausgeschrieben. Gesucht wurde eine vertrauenswürdige Person als „Schlosswächter“. Hermann Schönstädt, der Vater von Christine Harruck, bewarb sich  neben 63 anderen um diese Stelle, hatte Glück und wurde aufgenommen. Mit seiner Frau und seinen drei Töchtern zog er ins Wächterhaus. Der „Schlosswächter“ hatte die Aufgabe, „nach dem Rechten“ zu sehen und das Areal vor Eindringlingen zu schützen.

In einem Interview mit der NÖN im Jahr 1990 erinnerte sich Christine Harruck an Nikolaus Esterhazy. „Jeden Vormittag ist er zum Grabmal seiner verstorbenen Gemahlin Irma spaziert. Und am Nachmittag so gegen 15 Uhr ist er jeden Tag gemeinsam mit seiner Kammerzofe ausgefahren. Zwei wunderschöne weiße Schimmel zogen eine geputzte glänzende Pferde-Kalesche.“

Zeitungsartikel SchönstädtAls Nikolaus Esterhazy starb und in der Eisenstädter Gruft beigesetzt wurde, übernahm sein Neffe Ladislaus Esterhazy mit seiner Familie die Führung des Schlosses. Nach dem Anschluss an Deutschland 1938 verließ die Fürstenfamilie das Schloss welches in ein Lazarett umgewandelt wurde. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges übernahm die russische Besatzungsmacht das Schloss, bevor dieses 1955 wieder verlassen wurde. Hermann Schönstädt kümmerte sich weiter um das Areal und wohnte bis 1980 im Wächterhaus.

altes Foto eines Mannes und einer Frau, die vor einem Gebäude stehen

Christine Nemeth mit ihrer Mutter Christine Harruck in den 1950er-Jahren vor dem ehem. Wächterhaus. Der Großvater – Hermann Schönstädt - von Christine Nemeth war der letzte Parkwächter des Pottendorfer Schlossparks und wohnte bis 1980 im ehem. Wächterhaus. (Foto: Christine Nemeth)

2016 wurde das ehem. Wächterhaus vom Dickicht befreit und die alten Holzschuppen abgerissen.

Holzschuppen Wächterhaus

ein Baum vor einem Gebäude

eine Holzbank vor einem Haus

eine Nahaufnahme eines Gebäudes

eine mit Graffiti bedeckte Wand

eine Steinbank, die neben einem Gebäude sitzt

ein Haus mit Büschen vor einem Backsteingebäude

ein Haus mitten in einem Wald

ein Haufen Holz in einem Wald

ein Haus mit Bäumen im Hintergrund

ein großes Backsteingebäude mit Gras vor einem Haus

Das ehem. Wächterhaus im Oktober 2021.

Da das ehem. Wächterhaus zu verfallen drohte wurde Ende 2021 begonnen dieses mit einem neuen Dach einzudecken da hier großzügige Förderungen des Bundesdenkmalamtes und des Landes Niederösterreich zugesagt wurden. 

Wächterhaus 2021

Im Dezember 2021 wurde ein neuer Dachstuhl aufgesetzt.

Bauarbeiten Wächterhaus 2021

Bauarbeiten Wächterhaus 2021

Abschlagen des Innenverputz Dezember 2021.

ein Mann, der neben einem Gebäude steht

Abgraben des kaputten Fußbodens.

ein Steingebäude, das ein Schild an einer Ziegelmauer hat

Wächterhaus Drohnenaufnahme

Neu eingedecktes ehem. Wächterhaus im Jänner 2022.

Derzeit werden Pläne ausgearbeitet, dieses Haus in ein kleines Café umzubauen.


Infotafel Nr. 7 – „Großer“ Teich

Infotafel 7 - großer Teich

Weiterführende Informationen:

Der große Teich wurde ebenfalls nach der „Idee“ des Landschaftsarchitekten Charles Moreau am Beginn des 19. Jahrhunderts angelegt. Er diente den Besitzern im Sommer für Bootsfahrten und im Winter durch seine Zweiteilung als Eislaufplatz. (Die Fließgeschwindigkeit konnte so reguliert werden, dass die Wasseroberfläche im Winter bei entsprechenden Temperaturen gefrieren konnte.)

Im 19. Jahrhundert und auch noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts diente der große Teich als Heimstätte für viele Wasservögel.

„… der hiesige landschaftliche Park, in welchem das oben erwähnte Schloss gleichsam auf einer Insel durch die geführten Kanäle und Teiche der durch diesen Garten laufende Fischa liegt, hat einen Flächenraum von der 36 Jochen und die Wässer einen Raum von 3 Jochen; dieser Park hat überaus schöne und anmutige Parthien, angenehme Spaziergänge, und steht für Jedermann geöffnet. Darin werden über 400 Stück Wassergeflügel, nämlich 4 schwarze und 150 weiße Schwäne, dann amerikanische Gänse, Schwanengänse und verschiedene Arten von Gänsen, Enten und Rohrhünner unterhalten“ (Aus der „Allgemeine Deutsche Garten-Zeitung“ Schweickhardt, 1832.)

ein altes Foto eines TeichesSchlossteich mit Schwanenhäuschen (Bildmitte) (Repro aus der Sammlung Dr. Rudolf Hertzka) datiert mit 1920.

Aufgrund der niedrigen Fließgeschwindigkeit im großen Teich sammeln sich hier Blätter am Boden welche gemeinsam mit den Flugerde der nahen Felder zu Schlamm werden. Deshalb muss der „große“ Teich alle 15 bis 25 Jahre gereinigt werden, damit er nicht verlandet.

Nach den Erzählungen einiger PottendorferInnen wurde der große Teich das letzte Mal vor Beginn des 2. Weltkrieges trocken gelegt und der Schlamm auf den umliegenden Feldern aufgebracht.

Nachdem die Marktgemeinde Pottendorf das Schlossparkareal 2006 gekauft hatte und im ersten Schritt der Park im vorderen Teil (im Nahbereich des Schlosses) revitalisiert wurde, wurde der „große“ Teich im Jahr 2012 geräumt.

Teiche im Schlosspark

eine Nahaufnahme eines Waldgebietes

So verstopft und verlandet waren die Zubringerarme zum Großen Teich.

eine Nahaufnahme eines Teiches

eine Nahaufnahme eines Waldgebietes

ein Baum neben einem Gewässer

Nach dem Ablassen des Wassers kamen die großen Schlammmengen zum Vorschein.

ein Fluss, der durch einen Wald fließt

ein Baufahrzeug neben einem Wald

In rund zwei Monaten wurden die Baggerarbeiten durchgeführt.

ein Baum auf einem Feldweg

ein kleines Boot in einem Gewässer

eine Gruppe von Menschen in einem Wald

Der ausgebaggerte Schlamm wurde unter anderem aus der Wieseninsel aufgebracht.

ein Baum in einem Wald

Da die Schlammmenge jedoch weit größer war als im Vorfeld geschätzt, wurde der restliche Schlamm auf ausgewählten  Feldern zwischen Weigelsdorf und Pottendorf aufgebracht.

Nach der gelungenen Schlossteichräumung, die gemeinsam mit dem Land Niederösterreich, dem Wasserverband Fischa-Piesting und der Fischereigesellschaft durchgeführt wurde, konnte der „große“ Teich im Spätherbst 2012 wieder befüllt werden.

ein Baum neben einem Gewässer


Infotafel Nr. 8 – Ehem. KIOSK mit WC-Anlage

Infotafel 8 - Kiosk

Weiterführende Informationen:

Als die Familie Esterhazy nach dem Anschluss an Hitler-Deutschland im Jahr 1938 enteignet wurde, wurde der Pottendorfer Schlosspark teilweise für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

So wurden die Gehwege in vielen Arbeitsstunden der Hitlerjugend, des Bundes Deutscher Mädchen und des Arbeitsdienstes saniert, eine Festwiese angelegt, sowie eine Toilettenanlage errichtet.

eine Gruppe von Menschen in einem Wald

Dieses Bild zeigt einen Arbeitseinsatz bei dem die Gehwege neu geschottert wurden.

Es wurden Boote vom Neufelder See geholt, die im Schlossteich für die Besucher zur Verfügung standen.

Die Konditorei Knöpfl hatte ein kleines Holzhäuschen aufgestellt, wo Herr Knöpfl meist an Wochenenden Eis und Mehlspeisen verkaufte.

eine Gruppe von Menschen, die an einem Tisch sitzen

Ein Foto aus der Zeit, als der Kiosk der Konditorei Knöpfl in Betrieb war. Zweiter von links Herr Knöpfl mit Besuchern. (Foto: Elisabeth Leopold)

Schießbuden waren errichtet worden und standen der Bevölkerung an den Wochenenden zur Verfügung. 

Auch im Winter konnte der Park von der Bevölkerung genutzt werden. So wurde der zugefrorene Teich extra noch durch die Freiwillige Feuerwehr Pottendorf mit Wasser bespritzt, damit die Eisfläche für die Schlittschuhläufer die besten Bedingungen bot. 

Im Laufe der Kriegsjahre wurden die Feste jedoch immer seltener und mit dem großen Bombenangriff auf Pottendorf, der besonders den Schlosspark traf, am 30. Mai 1944 ganz eingestellt.

Bei einem Spaziergang am 2. März 2017 entdeckt Hans Koller (Jahrgang 1936), dessen Vater vor dem Krieg bei der Familie Esterhazy angestellt war, einen Schacht auf der Wieseninsel in der Nähe zum Übergang auf die Moreau-Insel am großen Teich. Er berichtete darüber dem Bürgermeister und erinnerte sich an seine Kindheit und den Aufenthalt im Park.

Parktechniker Robert Pfingstl hat den gefundenen Schacht   vom Humus befreit und siehe da - es kam die gesamte Grundplatte der ehem. WC-Anlage zum Vorschein, welche Ende der 1930er-Jahre errichtet wurde. 

WC Anlagen

Die freigelegte Grundplatte der ehem. WC-Anlage aus den 1930er-Jahren im Jahr 2017.

Deutlich ist zu erkennen, dass es sich um zwei Damen-WC, ein Herren-WC und eine Pissoir-Rinne handelt. Man sieht noch die Konsolen der drei aufgeschraubten WC´s. Mit diesem Fund wurde wieder ein Stück Geschichte des Schlossparks Pottendorf freigelegt und die Informationen um unseren Schlosspark vergrößert.


Infotafel Nr. 9 – IRMA Statue

Infotafel 9 - IRMA Statue

Weiterführende Informationen:

Die Urnenstatue „IRMA“ wurde 1926 im Auftrag von Nikolaus VIII. Anton Esterhazy im Gedenken an seine am 16. November 1925 verstorbene Gattin Irma Gräfin von Andrassy errichtet. Diese Statue zeigt eine Urne in der sinnbildlich das Herz der Verstorbenen aufbewahrt wird.

IRMAeine Nahaufnahme eines Schildes

Bis zu seinem Tod 1935 soll Nikolaus Esterhazy täglich am Vormittag die Urnenstatue besucht haben.

Vor einigen Jahrzehnten wurde die Statue (von irgendjemand) heruntergerissen und überdauerte die Zeit teilweise im Wasser, unter der Erde und Ästen bis ins Jahr 2006, wo sie nach dem Ankauf des Schlossparks durch die Marktgemeinde Pottendorf von den Gemeindearbeitern, nach einem Hinweis vom damaligen ARGE-Obmann Otto Gutmann, geborgen wurde.

Gemeinsam mit der Nepomuk-Statue restaurierte Restaurator Heinz Meisnitzer auch die Urnenstatue samt Sockel.

IRMA Statue

Am 19. Oktober 2013 wurde auch die restaurierte Statue des Hl. Johannes Nepumuk enthüllt, die bei der Brücke vor der ehem. Schlossmühle aufgestellt wurde.


Infotafel Nr. 10 – Schlossmühle

Infotafel 10 - Schlossmühle

Weiterführende Informationen:

Wie über die meisten „Nebengebäude“ am Schlossgelände gibt es auch über die ehem. Schlossmühle keine gesicherten Unterlagen. Das genaue Errichtungsdatum ist nicht bekannt. Wenn man sich die historischen Karten und Pläne ansieht, kann man daraus schließen, dass die ehem. Schlossmühle in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtet wurde.

Als der Schlosspark ab 1802 in einen englischen Landschaftsgraten umgestaltet wurde, blieben nur drei „Wirtschafts-gebäude“ bestehen bzw. wurden ausgebaut – Schlossmühle, Stallungen und Jägerhaus – alle anderen Gebäude außerhalb der Schlossinsel wurden abgerissen.

Schlossmühle

Ein Blick auf die ehem. Pottendorfer Schlossmühle in den 1920er-Jahren. Vor der Schlossmühle wurde bei der Schwemmbrücke die Wäsche gewaschen. Die ebenfalls großzügig angelegte „Pferdetränke“ wurde auch zum Waschen der Pferde genutzt. Auch die Gänse und Enten nutzten die Wasserfläche. (Repros Ansichtskarten)

Schlossmühle mit Brücke

Bis Ende der 1950er-Jahre war die Pottendorfer Schlossmühle noch in Betrieb. Herr Poschacher war der Müller und Herr Aigner einer seiner Helfer. Als die Familie Esterhazy 1959 nach Wien zog wurde auch die Schlossmühle geschlossen.

Als die Marktgemeinde Pottendorf am 6. September 2006 das Schlossparkareal angekauft hat, war auch das Grundstück der ehem. Schlossmühle (ca. 1.800 m²) Teil des Ankaufs. Leider brannte es im ehem. Schlossmühlengebäude (vor 2006) mehrmals und war deshalb nicht mehr nutzbar ohne viel Geld in die Hand nehmen zu müssen. 

ein Baum in einem Wald

Schlossmühleeine Nahaufnahme eines trockenen Grasfeldes

eine Nahaufnahme einer Brücke

Schlossmühle verfallen

ein altes Steingebäude

Dachboden Schlossmühle

ein schmutziges Gebäude

Im Jahr 2009 kaufte DI Heinrich Hrdlicka die ehem. Schlossmühle und hat einen Teil davon saniert und zu Wohnungen sowie einem Gesundheitszentrum umgebaut. Der zweite Bauteil soll noch saniert werden.

ein Baum in einem Park

Schlossmühle im Frühjahr 2021.


Infotafel Nr. 11 – Stallungen

Infotafel 11 - StallungenWeiterführende Informationen:

Die ehem. Stallungen an der Johann-Zisser-Straße dürften bereits im 16. Jahrhundert errichtet worden sein. Ein gesichertes Errichtungsdatum lässt sich leider, aufgrund fehlender Unterlagen, nicht verifizieren. Aufgrund des Baustils, des Bauzustandes und der Baumaterialien lässt sich die Bauzeit in etwa ableiten.

Grundsätzlich dienten die ehem. Stallungen zum Einstellen der Pferde und Fahrzeuge, die direkt für das Schloss gebraucht wurden. Andere Nutztiere waren im ehem. Meierhof im Neustift untergebracht. Ein Teil der Stallungen diente auch als Futterdepot für die Pferde des Schlosses.

Stallungen

Ein aktueller Blick (Mai 2021) auf die ehem. Stallungen.

Fotos oder Bilder der ehem. Stallungen wo auch noch ein Dach sichtbar ist, wurden bis jetzt keine gefunden. Es kann nur angenommen werden, dass die ehem. Stallungen, die als „Schüttkasten“ ausgeführt wurden, ein spitzes Giebeldach hatten.

Die ehem. Stallungen,  die zu den herrschaftlichen Wirtschaftsgebäuden des Schlossareals gehörten, hatten keine besondere Bedeutung.

Eine geschichtliche Bedeutung erlangten sie im historischen Rückblick gesehen für einige Monate im Jahr 1944. 

Von April bis Oktober 1944 gab es laut eines Schreibens von MR Dr. Rudolf Hertzka (dieses stammt vom 15. Dezember 1945) ein jüdisches Sammellager in den ehem. Stallungen. 

Nach dem Abzug der russischen Besatzungsmacht 1955 wurden die ehem. Stallungen nicht mehr genutzt und verfielen zusehends.

ein Weg mit Bäumen an der Seite eines Gebäudes

Da das Dach bei den ehem. Stallungen fehlt wird regel mäßig der Bewuchs entfernt, damit der Rest dieser Ruine nicht noch mehr zerstört wird.

ein Weg mit Bäumen am Straßenrand

Einst ein herrschaftliches Wirtschaftsgebäude, heute leider verfallen.


Infotafel Nr. 12 – Naturdenkmal „1000-jährige“ Linde

Infotafel 12 - 1000-jährige LindeWeiterführende Informationen:

Ganz still hat die alte Linde, die hier auf einem kleinen Hügel gegenüber der Schlosskapelle steht, dem Treiben in den letzten Jahrhunderten zugesehen. Ihr Alter wurde bereits 1918 auf über 600 Jahre geschätzt. Es ist erstaunlich wie es der Baum, welcher fast nur mehr aus Rinde besteht, im Frühjahr immer wieder schafft frisches Grün hervorzubringen.

eine Person, die neben einem Baum steht

Die alte Linde im Jahr 1953.  (Foto: A. Csapot)

Einen Teil dessen, was der Baum schon alles erlebt hat, wurde von Irma Esterházy im Jahre 1918 aufgeschrieben: „Das Wahrzeichen des Schlosses Pottendorf ist gefallen. Der schöne Lindenbaum, der im Park stand, liegt nun entzweigespalten auf dem Erdboden. Hat es ihm der tobende Junisturm angetan oder teilte der ehrwürdige alte Lindenbaum die Ansicht der vielen alten Leute, dass sie lange genug gelebt hätten? Wer kann sein Alter nachzählen? Nicht wir, noch unsere Väter oder Urgroßväter, denn mindestens 600 Jahre stand er an demselben Platze. Die römischen Buckelquadertürme des Pottendorfer Schlosses beschatteten seine Jugend noch lange bevor dieselben mit Kanonen und Lafetten gegen den bösen Türkenfeind versehen waren. 

Schon damals blühte der Lindenbaum auf einem kleinen Hügel, der nach unverbürgter Sage das Grab eines Ritters in einem silbernen Harnisch bergen soll. - Im Spiegel des sanft dahinfließenden Wassers konnten sich beide, Lindenbaum und Kapelle, sehen und begrüßen und der Baum konnte seine Andacht vor dem Bilde des Hl. Christoph mit dem Jesukind verrichten, das auf der äußeren Seitenwand der Kapelle seit urdenklichen Zeiten gemalt war. Doch kurz nach der Ankunft der jetzigen Schlossherren wurde dem Baum eine besondere Freude zuteil. Er erhielt von ihnen sein eigenes Muttergottesbild und hängten es am ehrwürdigen Lindenbaum auf zum ewigen Andenken an ihr kurzes Dasein im Schloss Pottendorf - so dachten sie. Ihr Leben musste ja der ehrwürdige alte Stamm mit überlegenem Lächeln wirklich nur als kurzes Eintagsfliegenleben betrachten im Vergleiche zu seinem Alter. Ungern sah der alte Riese die neuen Menschenkinder. Hatte er doch in seinem 600-jährigen Leben so viele, viele gesehen in den verschiedensten Trachten. 

Die in grauer Vorzeit lebenden Menschen bauten all das Schöne um ihn herum. Die späteren Generationen zerstörten alles, plan- und sinnlos. Auf den einstigen Burgbau hatten sie es abgesehen, als ob sie es im Vorhinein geahnt hätten, dass ihnen bald nichts mehr hilft, dass Burgquader sie nicht schützen können. - Die Freude über das eigene Marienbild stimmte den Lindenbaum milde gegen die neuen Bewohner. - Dies verdross die Kapelle sehr. Schon seit längerer Zeit war die Eintracht zwischen ihr und dem Lindenbaum gestört. Die Kapelle konnte nicht ertragen, dass jährlich am Fronleichnamstage der Lindenbaum bevorzugt wurde. Die schöne Prozession hielt bei ihm mit Kindern und Bannern. An seinem Stamm stand angelehnt der Schlossaltar. Das Allerheiligste begrüßte er! Die Kapelle durfte nur die alten, heiseren Glocken zur Feier läuten, die schon längst von den großen Pfarrkirchenglocken übertönt waren.- Wusste der sausende Wind von dieser Bestimmung, oder unterließ die Kapelle einmal mit ihrer mächtigen Mauer den Lindenbaum vor dem Anprall des Windes zu schützen? – Eines Tages zu Mittag, gepeitscht von einem Orkan, brach der alte Lindenbaum in sich zusammen. Schön war sein Tod, galt doch sein letzter Kraftaufwand, das Muttergottesbild mit dem Jesukind zu schützen. Wie musste er seine altersschwachen Kräfte anstrengen, um dem Sturmwind zu trotzen, der ihn vollends niederringen wollte und es gelang ihm. Der Teil des Stammes auf dem das Bild hing, senkte sich sanft zur Erde nieder. Trotz des Sturmes Geheul blieb das Bild unversehrt. Die Jahrhunderte alten Äste mit den letzten Blüten wölbten sich über das Marienbild und bildeten eine laubbedeckte, blütenduftende Grotte. Die Menschenkinder freuten sich dass ihnen Marias Schutz geblieben ist, obwohl sie ihren Freund, den Lindenbaum schmerzlich vermissen werden.“

eine Gruppe von Menschen, die im Gras stehenDie alte Linde mit Heiligenbild. Davor Karl Wintersperger (links) und Hans Koller (rechts) im Jahr 1946. (Foto: Hans Koller)

Heute - über 100 Jahre später - ist noch immer Leben in dem alten Gehölz, denn in jedem Frühjahr sprießt immer wieder frisches Grün aus einem oder mehreren Zweigen. Irma Esterházy, die Verfasserin der obigen Geschichte, starb am 16. November 1925 im Alter von 68 Jahren. Ihr Gatte Nikolaus errichtete ihr auf der “Margariteninsel“ nahe dem Schloss einen Gedenkstein, der bei der Revitalisierung des Parkes samt einem verloren geglaubten, urnenartigen Oberteil wieder entdeckt wurde. Eine Sanierung erfolgte 2013.

Bei den Ortsführungen und Gesprächen über Schloss und Schlosspark tauchte immer wieder die Sage von dem Ritter in der silbernen Rüstung auf, der im Hügel unter der Linde ruhen soll. Auch Direktor Ludwig Paulik hat die Sage literarisch bearbeitet. 

Beim Einmarsch der russischen Truppen 1945 wurden mehrere Soldaten durch einen Irrtum von eigenem Artilleriefeuer getötet. Vier von ihnen wurden im Schlosspark nahe der Linde begraben, später jedoch wieder exhumiert und in Ebenfurth bestattet.

Seit 1928 ist die „1000-jährige Linde“ ein Naturdenkmal.

Um die alte Linde zu schützen wurde im Mai 2021 eine Einzäunung aus Teilen des Geländers des ehem. „Langen Hauses“ (Krennergasse 1-3) errichtet!

eine leere Parkbank neben einem Baum

Die alte Linde mit neuem Baumschutz und Infotafel Nr. 12.

Die Sage von der silbernen Rüstung wie sie von Irma Esterhazy in ihren Aufzeichnungen angesprochen wird, wurde 1952 von Ludwig Paulik wie folgt aufgeschrieben:

Text, Brief

Text

Text, Brief